TC Wanderlust  1896  Dresden
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Namaste Nepal 16.11.2012 bis 07.12.2012


Im Frühjahr 2012 fragte uns Bergfreunde, ob wir zu einer Tour ins Himalaja Lust hätten. Bis dahin hatten wir vom Langtangtal und dem See Gosainkund genauso viel gehört, wie später unser nepalesischer Guide Min vom Falkenstein und dem Elbsandsteingebirge.
Yeti und sein alter Kumpel R. Messner waren für uns natürlich keine Unbekannten.
Die Bergfreunde werden schon wissen, wo sie hinwollen und deshalb sagten wir sofort zu. Zusammen waren wir nun sechs Sachsen (je drei Frauen und ihre Männer).
Bei einer maximalen Gruppenstärke von zehn Personen stellten wir somit ganz sicher eine sächsische Sprachmehrheit. Unsere beiden anderen Tourenmitglieder kamen aus Franken und Baden-Württemberg und hatten nicht nur einen Nepal-Trekking gebucht, sondern ohne es zu wissen auch noch eine kostenlose Sprachreise. Viel Spaß war damit vor-programmiert und so wurden es eine lustige Unternehmung.


In Kathmandu begann Mitte November unsere Trekkingtour. Wenn man versucht das Wort „Trekking“ ins Sächsische zu übersetzen, findet man „dräggisch“. Das waren unsere ersten Eindrücke von dieser Millionenstadt, in der die Armut an jeder Straßenecke zu sehen ist. Später haben wir uns oft gefragt, warum es eine Landflucht in diese große Stadt gibt. Scheinbar reichen die Erträge der Bauern nicht aus, um eine Großfamilie in der heutigen Zeit zu ernähren. Die Verlockung des schnellen Geldes zieht die Nepali wie ein Magnet in die großen Städte. Trotz des vielen Drecks, dem Lärm der Auto- und Motorradhupen und dem für uns ungeordneten Chaos des Linksverkehrs fühlt man sich irgendwie geborgen in dieser Stadt. Auf einem ausgedehnten Stadtrundgang erkundeten wir erst einmal das Stadtzentrum von Kathmandu.
Am nächsten Morgen starteten wir mit zwei Jeeps Richtung Himalaja. Es ging sehr früh los, denn die zwei Fahrer wollten bereits vor dem großen Verkehrschaos die Stadt ver-lassen haben. Über einen Pass verlief die Straße bis zum Fluss Trishuli. Unsere kleine Gruppe hatte sich um zwei Guide und vier Träger vergrößert. Kurz vor dem Ziel streikte eines unserer Fahrzeuge. Eigentlich wollten wir das letzte Stück bis Shyaphru Besi laufen, doch ein Polizeiposten verlangte den Transport mit dem Jeep, egal wie!  Wir waren bereits im Grenzgebiet zu Tibet und da läuft man nicht unbeobachtet auf der Straße umher. Als Erstes wurden wir acht Gäste in dem Jeep platziert. Unser Guide Min „genoss“ während der Fahrt die Aussicht vom luftigen Dachgepäckträger aus. Danach hat der Fahrer die Träger und unser zweiter Guide abgeholt. Der andere Jeep kam etwas später mit rutschender Kupplung langsam hinterher. Gegen 17 Uhr erreichten die letzten Mitglieder unsere Gruppe nach 8 Stunden Fahrt incl. Unterbrechungen das Hotel am Ausgangspunkt der Tour (1460m). Wir hatten 130 Km abwechslungsreiche, staubige und holprige Nepal-Straßen „erfahren“ bzw. ein Stück „erlaufen“.
Der erste Abschnitt der Tour führte uns in vier Tagen das Langtangtal hoch, bis zum Kloster Kyangjing auf einer Höhe von 3870m. Geschlafen und gegessen haben wir in einfachen Hütten, welche in den letzten Jahren entlang dieser Trekkingtour entstanden sind. Manche Alpenvereinshütte ist ein *****Sternehotel gegenüber diesen einfachen Unterkünften und es wäre sicher für den richtigen Bergfreund vom Vorteil, wenn man einige dieser AV-Hütten auf ein einfacheres Niveau zurückbauen würde.
Das Kloster Kyangjing und die umliegenden Häuser und Herbergen werden vom Langtang Lirung (7230m) weit überragt. Der Talschluss wird vom Gang Chenpo (6378m) dominiert. Auch wenn beide Gipfel weit unter der 8.000 Marke liegen, sind es wunderschöne Berge und mit Sicherheit schwieriger als einige von diesen Giganten.


An unserem Ruhetag stiegen Iris und ich auf eine Felsenspitze (4400m) über dem Dorf. Iris wollte sich etwas schonen, denn ihr von Deutschland mitgebrachter Husten war in dieser Höhe nicht gerade angenehm. Am Gipfel flatterten viele Gebetsfahnen. Der Wind trägt von dort die guten Wünsche und Gebete in die ganze Welt hinaus. Unsere Wünsche wehten zum Nachbarberg Tserko Ri hinüber, an dem unsere sechs Bergfreunde zusammen mit den beiden Guide unterwegs waren. Leider fehlen diesem Berg 16m zum 5.000´er, was aber nur dem Höhenmeterfresser interessiert. Die Freunde berichteten von der wunderschönen Rundumsicht, bis nach Tibet hinein, welche für die Anstrengungen des Aufstieges und die fehlenden Höhenmeter mehr als eine Entschädigung war.
Zum gemeinsamen Kaffeetrinken trafen wir uns am Nachmittag in der Dorfbäckerei, bei gutem Kuchen und noch besserem Kaffee. Eine schöne Abwechslung zum ständigen Teetrinken und Dal-Bhat-Essen (Reis mit Linsensuppe).
An den beiden folgenden Tagen liefen wir das Langtangtal wieder ein Stück abwärts, bis zum Abzweig zum See Gosainkund. Nach weiteren drei Tagen erreichten wir die Laurebina-Hütte (3900m). Die Hütte liegt auf einem Bergrücken mit fantastischer Sicht zur Langtang- und Ganeshgruppe, sowie Richtung Westen bis zur Annapurnagruppe und dem Manaslu. Was gibt es Schöneres, als am Nachmittag das Wolkenmeer unter uns, dann den Sonnenuntergang und am nächsten Tag das Morgenrot zu erleben? Ich kann es nicht sagen. Ich kann nur sagen, zum Glück gibt es keine Diafilme mehr. Da hätte ich ein Problem bekommen!
Die Tagesetappe zum heiligen See Gosainkund war nicht sehr lang. Bereits am Mittag sind wir in der Hütte angekommen. Diese liegt auf 4380m und ist die höchste Übernachtungsstelle dieser Tour. Allerdings war es auch die unangenehmste Übernachtung. Im „Zimmer“ war es am Morgen –4°C und das Frühstück schmeckte teilweise nach Diesel. Mit dem Diesel wird früh der Kanonenofen angefeuert.


Am Nachmittag wurden noch verschiedene kleinere Touren unternommen. Zusammen mit drei Nepali stieg ich auf einen kleinen Sporn über der Hütte (4600m). Der Rückblick auf die uns bereits bekannten weißen Bergketten war nochmals sehr schön. Die Landschaft um den See herum lag dafür in vielen herbstlichen Braun- und Rottönen eingebettet. Die Schneegrenze liegt hier über 5200m.
Am 11. Tourentag überquerten wir den Laurebina Pass (4610m). Ein sehr anstrengender Aufstieg für Iris. Wir waren uns allerdings auch relativ sicher, dass ihr Reizhusten zu keiner Gefährdung in dieser Höhe führen wird.
Bis nach Kathmandu waren es jetzt noch vier Tagesetappen und man durchwandert das Gebiet Helambu. Wer denkt, dass man nur noch absteigen kann, hat sich leicht geirrt. Ständig geht es hoch und runter. „Nepali flach“ nannte es Tobias, was demnach bedeutet, dass man 800 Höhenmeter am Tag ansteigt muss, obwohl die nächste Hütte eigentlich tiefer liegt. Alle Tagesetappen waren so geplant, dass man genügend Zeit hatte und eine große Mittagspause immer möglich war. Insgesamt waren wir 15 Tage im Gebirge unterwegs und sind ca. 130 Km bei 10.000 Höhenmeter (Aufstieg) gewandert.
Kurz vor Ende der Tour, im Dorf Chisapani, luden wir unsere sechs nepalesischen Begleiter zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Es wurde ein lustiger Abschiedsabend und wir bedankten uns recht herzlich für die geleistete Arbeit, vor allem bei den Trägern. Jeder von ihnen trug 30 Kg plus seine eigenen Sachen, damit wir mit leichtem Tagesgepäck gehen konnten. Ich kann mich Heute noch gut an solche 30 Kg Lasten erinnern, wie damals 1980 als ich illegal im Kaukasus bei „den Freunden“ zu Besuch war.


Die letzten beiden Wanderstunden dieser erlebnisreichen Trekkingtour steigen wir über viele Stufen hinab nach Sundarijal. Man hörte schon die startenden Flugzeuge vom Airport Kathmandu. Nur sehen konnte man sie nicht. Smog!
Wir hatten aber noch zwei schöne und „dräggische“ Tage in Kathmandu vor uns. Mit etwas Kultur, Einkaufsbummel, Essen und Trinken ist die Zeit schnell vergangen und das Flugzeug brachte uns alle wieder gesund in die Heimat.
Namaste Nepal !     Knut und Iris
Namaste wird für Guten Tag und Auf Wiedersehen verwendet.


 
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