TC Wanderlust  1896  Dresden
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Alpenfahrt 2019 in das Monte Rosa Gebiet 29.6.2019 bis 7.7.2019


Am Sonnabend gegen 4 Uhr beginnt für die Dresdner die elfstündige Fahrt ins Monte Rosa Gebiet.
Das Ziel ist Gressoney-Staffal (1818m) auf der italienischen Seite. Die Übernachtung im Hotel war bereits vorgebucht und somit kann man sich sofort der Freizeit widmen. Das ist entspannender, als wie ein Zelt aufzubauen.
Am Sonntagmorgen wird das Auto auf dem Großparkplatz unterhalb der Seilbahnstation geparkt und die Tour kann beginnen. Der Aufstieg zur Hütte Gabiet (2375m) verläuft unterhalb der Seilbahntrasse. Nachdem das Zimmer auf der Hütte bezogen war laufen die drei zum nahe gelegenen Stausee. Am Abend gibt es dann ein reichliches 3-Gänge-Menü. Dafür ist diese Hütte bekannt.
Iris und ich fahren an diesem Sonntag von Franken (also theoretisch 270km weniger) nach Gressoney und benötigen dafür allerdings zwölf Stunden. Erst am späten Abend erreichen wir den Taleingang und über einem Autotunnel finden wir einen sehr guten Schlafplatz.
Ursprünglich wollten wir über die Rifugio Guglielmina (2011 abgebrannt) bzw. Vigevano Hütte (2013 geschlossen) und den Passo dei Salati zu Gnifetti Hütte aufsteigen, was ja nun nicht mehr ging. Deshalb haben wir uns für Montagnachmittag auf der Orestes Hütte (2600m) verabredet.


Von der Gabiet sind das nur eine reichliche Stunde und nach dem Ablegen des Gepäcks gehen die drei zum Hohen Licht weiter. Innerhalb kurzer Zeit türmen sich riesige Gewitterwolken auf und es wird sich für die Umkehr entschieden.
Genau diese Gewittertürme veranlassen uns zwei, kurz nach dem Passieren der letzten Häuser von Staffal umzudrehen und mit der Seilbahn zur Mittelstation zu fahren. Von dort aus ist es ähnlich soweit, wie von der Gabiet. Wir erreichen trocken die Hütte und das Gewitter entlädt sich erst Stunden später, nachdem es aber sehr lange und laut gegrollt hat. Wer kann das wissen?
Die Orestes Hütte (Holzbau - erbaut 2006 bis 2009) ist eher ein Berghotel mit sehr komfortablen Zimmern und einem außergewöhnlichen Abendmenü. Wir können und zwischen Vegetarisch und Vegan entscheiden. Wir entscheiden uns für die vegetarische fleischlose Kost und sind überrascht, wie gut alles schmeckt. Da das günstige Faßbier (6€/0,5l) bald alle ist, wechseln wir zum regionalen Rotwein.
Mit einem vegetarischen Frühstück geht es am nächsten Morgen gleich weiter und wir sind für den Aufstieg zur Gnifetti Hütte gerüstet.
Es liegt sehr viel Schnee in diesem Jahr. Ab ca. 2800m beginnen die ersten großen Schneefelder.
Am Anfang sind diese noch leicht gefroren, doch später, kurz vor der Mantova Hütte brechen wir ab und zu bis zum Knie ein. Es ist sehr mühsam, aus so einem Loch herauszukommen.


Von der Mantova bis zur Genifetti ist es dann nicht mehr weit. Ein letzter seilversicherter Felsaufschwung wird genommen und wir stehen vor der Hütte. Wir bekommen ein Achtbettzimmer zugewiesen. Die unteren Stockbetten sind bereits belegt und so richten wir uns in den Etagen zwei und drei ein. Nur ein Bergfreund liegt auf einer Einzelliege, direkt unter dem Fenster. Am späten Nachmittag gibt es noch ein kurzes Gewitter mit Graupel und Schnee. Das stört uns aber weniger, in der trockenen und warmen Hütte.
Zum Abendessen ist der Speisesaal fast vollständig gefüllt. Das bedeutet über 170 Gäste sind in der Hütte. Gegenüber 2010 hat sich das Abendmenü stark verbessert und wir können sogar von Porzellangeschirr essen. Scheinbar sind die damaligen Plastikteller nicht mehr zeitgemäß. Wir gehen früh ins Bett, denn es ist für 4:15 Uhr die Tagwacht geplant.
Etwas zerknirscht sitzen wir beim Frühstück. Wir nehmen uns viel Zeit und lassen die Frühstarter ziehen. Bei schönem Wetter und zum Glück kalter Nacht machen wir uns für die Gletscherbegehung fertig. Wir bilden eine gemeinsame Seilschaft mit etwas längeren Seilabständen. Die lange Schlange der Gipfelanwärtern zieht sich bereits den Hang hoch.
Nach wenigen Minuten erreichen wir die Spur, welche von der Mantova kommt. Auch von hier reihen sich weitere Seilschaften ein. Wir legen eine kurze Zwangspause ein, denn von einem Bergfreund ist vom Bergschuh die Sohle abgerissen. Die Notreparatur gelang uns zum Glück.
An der 4000m-Spalte (dort ist immer eine große Spalte), unterhalb vom Balmenhorn, entscheiden wir uns für die Besteigung der Vincent Pyramide und biegen nach rechts ab. Von hier aus sind es nur noch 200 Hm über einen relativ flachen verschneiten Gletscher. Der Gipfel der VP ist ein flacher breiter Rücken. Es hat leichtes Schneetreiben eingesetzt, doch als wir den Gipfel erreichen gibt es genügend große Wolkenlöcher um die Sicht zu genießen.
Wir reichen uns die Hände zum Berg Heil! Für den einen Bergfreund ist es der erste Viertausender, für den anderen ein Höhenrekord und für unseren ältesten Bergfreund (79) eine Topleistung. Von Gressoney bis hier rauf sind es insgesamt 2500 Hm, ohne Seilbahnbenutzung! Hut (Mütze) ab!
Beim Abstieg merken wir schon, wie der Schnee weicher wird. Die Sonne strahlt sehr intensiv und wir sind froh, bereits 10:30 Uhr an der Hütte zurück zu sein. Ein Bier haben wir uns nun wirklich verdient. Auch Heute gewittert es wieder am späten Nachmittag.
Da unsere zwei französischen Mitbewohner ihre Betten geräumt haben, räumen wir die beiden Betten in Etage drei und ziehen nach unten. Wir bekommen wieder zwei neue Gäste. Die polnischen Bergsteiger ahnen allerdings nicht, dass sie jetzt in Etage drei schlafen müssen. Sie schauen genauso skeptisch, wie wir am Vortag.
Heute können wir etwas länger schlafen. Allerdings nur bis 6:30 Uhr da dann das Frühstück endet.


Wir packen unsere Sachen und steigen nicht über den Felsriegel ab, sondern laufen über den Gletscher. Dafür seilen wir uns noch einmal kurz an. Es geht an der Mantova vorbei zur Seilbahnstation Punta Indren. Als wir die Fahrkarten bis ins Tal bezahlen, schaut der Kabinenführer etwas ungläubig. Scheinbar kommt das nicht so häufig vor, nur die Talfahrt zu kaufen. Wir haben uns für diesen Schnellabstieg entschieden, da ja ein Bergschuh unserer Gruppe etwas aus dem Leim gegangen war. Mit einem Steigeisenersatzriemen kann ich wie am Vortag die Sohle gut befestigen, allerdings nur wenn der Schuh angezogen ist.
Am Parkplatz angekommen, verstauen wir unsere Rucksäcke in die Autos und setzen uns gegenüber in ein Cafe, um die nächsten Tage zu planen. Wir entschließen uns für das Brandnertal in Vorarlberg/Rätikon. Erstens kennt keiner dieses Gebiet und zweitens haben wir dann am Sonntag sechs Stunden weniger Fahrzeit. Die Umsetzung in das neue Gebiet erfolgt problemlos, nur die Mautstellen bei Mailand sorgen für etwas Verwirrung.
In Bürserberg, oberhalb von Bludenz, nehmen wir uns eine sehr geräumige Ferienwohnung und gehen zum Abendessen in ein Hotel in der Ortsmitte.
Am Freitag fahren wir das Brandnertal hoch und biegen links in das Seetal ab. Mit der Lünerseebahn geht es auf 1979 m Höhe hoch. Wir laufen über die Staumauer Richtung Lünerkrimm und weiter zur Lünersee Alm. In einer flachen Wiesenmulde verläuft der Steig zum Gafalljoch (Grenze A zu CH) und weiter auf das Lünereck (2297m). Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Lünersee, die Zimba, der Kirchlispitzen, der Drusenfluh und der Sulzfluh. Direkt gegenüber ist die Girenspitze in der Schweiz. In unserem Rücken ist der Gipfel der Schesaplana. Auf dem Rückweg kehren wir auf der Alm ein und setzen wenig später die Umrundung vom See fort.
Am Sonnabend planen wir unsere letzte Tour in diesem Alpenurlaub. Mit dem Auto fahren wir in den Ortsteil Tschengla (ca. 1250m). Von hier starten wir unsere Wanderung zur Mondspitze (1967m). Es ist schon sehr heiß und der Schatten der hohen Bäume ist sehr wohltuend, wenn welche da sind. Vom Schiller Sattel aus ist es nicht mehr sehr weit bis zum Gipfel. Man hat einen schönen Blick bis ins Rheintal und zum Bodensee. Außerdem weht hier ein kühles Lüftchen.
Nach kurzer Gipfelrast, es ist sind Gewitter angekündigt, steigen wir steil zur leider geschlossenen Furka Alpe ab. Im Abstieg kommt uns eine größere Wandergruppe entgegen. Es ist eine ganze Busladung von über 40 Personen. Wem das so gefällt, der soll es so machen.
Bald erreichen wir die Alpe Rona. Ich bestelle vier Bier und ein Radler und erhalte eine für mich unverständliche Antwort. Nachdem ich meine Bestellung wiederholt habe, verstehe ich was gemeint ist. Es gibt kein Bier hier. Es gibt dafür gespritzten Apfelmost, Holundersaft, leckere belegte Brote und viele Fliegen. Als die letzten Schlucke durch die Kehle rinnen, beginnt es zu tröpfeln. Wie brechen schnell auf und erreichen trocken das Auto.
Nachts regnet es teilweise sehr stark und wir sind froh, am Abreisetag kein nasses Zelt einpacken zu müssen. Auf der Heimfahrt regnet es auch noch teilweise, was uns aber gar nicht weiter stört.
Eine sehr schöne und erfolgreiche Alpenwoche geht zu Ende und alle sind wieder gut zu Hause angekommen.


Berg Heil bis zum nächsten Jahr!
Knut


 
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