Chronik
Einen Touristenclub zu bilden, führte neun junge Männer am 27.11.1896 in einem Lokal der äußeren Neustadt von Dresden zusammen. Das Zusammenfinden Gleichgesinnter zur Freude an Natur und Heimat, Gesang und Umtrunk, teilweise auch zur banalen Vergnügung war zu dieser Zeit stark verbreitet. Die sich ständig weiterentwickelnde Mobilität machte dem breiten Stadtvolk den Weg zum romantischen Landschaftserlebnis möglich. Auch unsere Clubahnen werden von diesem Zeitgeist zu gemeinsamen Touren angetrieben. Der Gedanke sportlicher Betätigung im Mittelgebirge war kaum vorhanden. So scheiterte auch 1897 der Versuch, den Falkenstein zu besteigen. Und wenn manche Tour abends im Gasthaus endete, so muss man sie nicht nur als Umweg dahin deuten. So wurde die Geselligkeit in der Wanderlust immer gepflegt. Sie ist heute noch so lebendig wie in den vergangenen Jahren und dem Club auch weiterhin zu wünschen.
(Vorwort aus der Festschrift zum 100. Stiftungsfest)
Am 14. Juni 1898 wird der Falkenstein - Gipfel von Albert Schiefner das erste Mal bestiegen. Er ist seit dieser Zeit der Clubgipfel.
Der TC Wanderlust 1896 ist stolz darauf, dass der Falkenstein auf dem Schusterweg auf und dem Turnerweg ab, als einer der ersten Begehungen im bergsportlichen Sinne bestiegen wurde. In den Jahren bis 1908 wurden noch folgende Felsen bestiegen:
- Mönch
- Nonne
- Gans
- Talwächter
- Rauenstein
- Falkenstein
Im August 1908 wird die "Altstädter Wandervereinigung" aus Dresden aufgenommen und die Mitgliederzahlen steigen. Der Clubbetrieb wurde reger.In den Jahren 1912-14 wurden schwerste Gipfel und Wege, wie die Jungfer, der Schrammtorwächter, die Kleine Gans-Südwand, der Prebischkegel bezwungen. Nicht nur in heimischen Bergen hatte die Wanderlust ihr Betätigungsfeld. Alljährlich führten einige unserer Mitglieder Hochtouren in den Alpen aus. Das Karwendel, Wilder Kaiser, Berchtesgadener Gruppe, Allgäu, Dachstein, Stubaier, Ötztaler und Hohe Tatra waren die Ziele.
Bei der Gründungsversammlung des SBB am 01.03.1911 sind Mitglieder des T.C.W 96 anwesend. Seitdem ist der Club einer der eifrigsten Förderer des Bundes geblieben.
Seit 1914 gab es zahlreiche Erstbesteigungen und Erstbegehungen sowie die Wiederholung schwerster Touren. Stellvertretend seien hier genannt: Hansenstein Nordostkante, Rudolfstein Westweg, Barbarine Talseite und Rauschenstein Barthweg.
Die Jahre sind vergangen. Auch zwei Weltkriege hat der Club überstanden, wenn auch nicht unbeschadet. Doch der Geist der Wanderlust war alle Jahre ungebrochen. Es gab und es gibt immer noch Mitglieder die das Banner hochhalten.
Am 12. Juli 1945 wagte der Club mit 6 Mitglieder einen Neuanfang. Die Clubabende fanden ab 1947 wie ehedem jeden Freitag statt.
Es wurde auch wieder schwer geklettert. Der 20. September 1947 ist ein Datum, welches hervorgehoben werden muss. An diesem Tag hat die erste Begehung des "Wanderlustweges" am Hauptdrilling mit 4 Bergfreunden stattgefunden.
Bereits Ende 1947 hat die Wanderlust wieder einen Mitgliederstand von 35 Bergfreunden.
Anfang der 50iger Jahren entwickelte sich die Wanderlust zu einem leistungsstarken Kletterclub. Allerdings verließen einige Mitglieder die DDR und nach dem Mauerbau waren die Aktivitäten nur auf das sozialistische Ausland beschränkt. Die Länder, welche bereist werden konnten wurden die neuen Ziele. Natürlich blieb die Sächsische Schweiz vor der Haustür ein beliebtes und begehrtes Kletter- und Wandergebiet und es wurde weiter geklettert und gewandert.
Das Jahr 1989 war wohl für alle ein bewegtes Jahr. Auch auf die Wanderlust hatte dieser Freudenfunke übergeschlagen. Es konnten wieder Fahrten in die Alpen und die ganze Welt durchgeführt werden. Der Bergsport erhielt wieder einen dringend notwendigen Schub, vor allem die Problematik der Ausrüstung entspannte sich schlagartig.
1996 hat der Club mit vielen Gästen sein 100. Stiftungsfest festlich begangen. Die Wanderlust ist immer noch der älteste noch bestehende Touristenclub in der Region Sachsen.
Viele Jahre sind ins Land gegangen. Die vergangenen zwei Jahrzehnte waren geprägt von Kletter- und Wanderfahrten in heimischen Gefilden. Zudem wurden viele Hochgebirgsfahrten durchgeführt. In der Festschrift zum 120. Stiftungsfest im Jahr 2016 gibt es dazu einige lesenswerte Berichte zu den "Viertausendern der Alpen".
Berichtet wird von den "Hohen Bergen der Welt". 1999 war es der Kilimandscharo (5895m) und 2007 ist es der Ararat (5165m) ein ausgewähltes Ziel. Im Jahr 2011 hat es einen Clubfreund in den Iran gezogen. Er bestieg mit einer Gruppe die Damavand (5671m) und 2012 unternahmen zwei Clubfreunde eine Wandertour in Nepal. 2019 waren wir im Monte Rosa-Gebiet.
Das Jahr 2013 brachte ein besonderes Ereignis - das "115. Kletterjubiläum" der Besteigung des Falkensteins durch die Wanderlust - unser Clubgipfel.
Moderne Kommunikation, wie das Internet, hat um unseren Club keinen Bogen gemacht. Seit dem Jahr 2011 ist der Club mit einer Homepage präsent. Wir bedanken uns hiermit ganz herzlich bei unserem Bergfreund Alex für das Einrichten und die jahrelange Betreuung unserer Website. Durch ihn ist eine der besten und aktuellsten Internetseiten im Bereich der Sächsischen Bergsteigerclubs entstande.
Unser Bestreben, junge Menschen für ein Clubleben zu begeistern, trägt leider nur langsam Früchte. Im Jubiläumsjahr 2016 konnten drei neue Mitglieder in den Club aufgenommen werden, darunter erstmals seit 1908 eine Frau. Eine zweite Frau wurde 2020 aufgenommen. Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält.
Die moderne Kommunikation half uns auch die Knebel der Coronajahre zu überstehen. Unsere monatlichen Clubabende fanden per Videositzung statt, denn persönliche Treffen waren ja verboten.
Unsere Clubgründer würden da staunen, wie wir uns über hunderte Kilometer mit "Bildtelefon" unterhalten können und dass wir, wenn es regnet, an Plastikgriffen in eine Halle zum Klettern gehen.
Wir leben in „# Modernen Zeiten“, so wie es in der Festschrift zum 120. Clubjubiläum zu lesen ist.