Und wieder war ALLES verboten!
Doch die Wanderlust schreibt ihre Geschichte weiter fort.
Ende Oktober feierte die Wanderlust ihr 124. Stiftungsfest „noch“ in der Sächsischen Schweiz. Es war die letzte offizielle Veranstaltung in diesem Jahr und auch für die folgenden Monate, denn wenige Tage später kam der zweite Lockdown. Präsenzveranstaltungen wurden untersagt, der SBB hatte geschlossen und nur über die regelmäßigen Videositzungen können sich die Clubmitglieder bis zum heutigen Tag in größerer Runde „treffen“.
Es folgte eine erweiterte Ausgangssperre, zusammen mit einem Shutdown - alle Geschäfte die nach Ansicht der Experten unwichtig sind wurden geschlossen.
Besonders hart traf es unser Sachsen. Sport und Bewegung durften nur im Umkreis von 15km, vom „eigenen Wohnbereich“ aus, ausgeübt werden. Dem exakten Verordnungstext nach konnte man Dresden nicht einmal durchqueren, um z.B. in der Dresdner Heide wandern zu gehen.
Witziger weise war es aber möglich, z.B. von Ottendorf-Okrilla nach Bad Schandau zu fahren und dort eine Packung Milch zu kaufen. Dies mit einer kleinen Wanderung zu verbinden, war natürlich verboten.
Warum schreibe ich das alles? Weil sich in 20 Jahren keiner vorstellen kann, was wir für eine „entschleunigte“ Zeit hatten und momentan haben und warum dieser „Tourenbericht“ unbedingt geschrieben werden musste.
Nachdem die Wintersonnenwende 2020 an der Kleinen Liebe im großen und kleinen Kreis ausgefallen ist, war Dresden und Umgebung über Weihnachten und auch für die folgenden Monate aus der Sächsischen Schweiz ausgesperrt.
Iris und ich konnten glücklicherweise während der Feiertage von Bad Schandau aus, unter Beachtung der SächsCoronaSchVo, einige schöne Wanderungen unternehmen. Zum Beispiel liefen wir von Gohrisch aus zum Liliensteinblick, wanderten an der Felsenbühne (Gohrisch) vorbei und umrundeten die Äcker der Folgen und Großen Folgen.
Eine zweite kleine Wanderung startete vom Parkplatz in Schöna und führte zur Aussicht Schönaer-Hunskirche. Diese liegt gegenüber der Kl. Bastei und man hat einen weiten Blick bis zum Grenzübergang nach Hrensko (CZ).
Bei einer anderen Tour konnten wir sogar noch Neuland entdecken. Vom Parkplatz an der alten Nickelei wanderten wir durch das Polenztal zur Waltersdorfer Mühle. Von dort aus ging es links steil bergan zum Fritschenstein, welcher über dem Polenztal und genau gegenüber vom Brand liegt. Wir konnten uns nicht erinnern, jemals hier gewesen zu sein. Isolde meinte nur, bei mir ist es auch mehr als 30 Jahre her.
Alle drei Wanderungen sind sehr zu empfehlen. Den Fritschenstein kann man von der Schrebergarten- Siedlung, welche zwischen Waltersdorf und Porschdorf liegt, gut erwandern.
„Zwei Brettl a geführiger Schnee juchhe, das ist meine höchste Idee“
Der Winter 2020/2021 meinte es gut mit uns. Es lag teilweise Schnee bis in die Niederungen. Dresden liegt nun mal nur auf 112 Meter.
Bereits im Dezember konnte man auf den Elbwiesen Skilanglauf betreiben. Allerdings galt das nur für den Profisport, mit deren Sonderrechten. Der Schnee wurde über 500km herangekarrt und nach dem Wettkampf hat man die LL-Strecke wieder abgebaut und den Schnee entfernt. Wahrscheinlich damit sich kein Amateurskiläufer mit Corona anstecken kann. JA, in Dresden geht was ab!
Aber für uns Normalbürger ließ es dann Frau Holle 2021 ausreichend schneien und sogar coronakonform, denn an manchen Tagen konnte man direkt vor der Haustür die Ski anschnallen und seine Runde drehen. Wer ins Erzgebirge wollte musste aufpassen, denn dort wurde gründlich abgefettet, so in Altenberg und am Fichtelberg. Da besuchte man lieber die Radebeuler Weinberge, welche ebenfalls tief verschneit waren.
Ab 5. März war zum Glück das Skifahren im Erzgebirge wieder legal. Doch im März denkt man schon eher an das Wandern und Klettern. Da die Kontaktsperren weiterhin galten, fielen unsere geplante Schwarzbach- und Frühjahrswanderung aus.
Isolde lief mit ihrer Begleitung die erste Tour und fand sie sehr schön. Sie starteten an der Kohlmühle, gingen dann allerdings nicht den kürzesten Weg und so waren letztendlich die 15km (hat nichts mit der Corona-Regel zu tun) für sie etwas anstrengend geworden. Mit fast 90 Jahren ist das nicht sehr verwunderlich. Offene Gasthäuser gibt es ja derzeit auch nicht mehr, wo man eine Rast machen könnte.
Unser Wanderführer für die Frühjahrswanderung ging oberhalb von Radebeul-Zitzschewig im Bereich Zechstein - Mohrenhaus ein Teil der zweiten geplanten Tour ab. Ansonsten radelte er viel mit seiner Frau in alle Richtungen – elbabwärts – elbaufwärts – Elbhang aufwärts und abends wieder zurück.
Die Sächsische Schweiz war nun auch wieder für größere und kleinere Wanderungen offen. Eingeschränkt wird man aber laut Zeitungsberichten durch die vielen umgefallenen Borkenkäferbäume, die aus Kapazitätsgründen bis zum heutigen Tag „nicht alle“ von den Wanderwegen geräumt werden konnten oder eher als Touristenabwehrmaßnahme liegen bleiben müssen.
Entspannt auf der Kleinen Bastei mit einem Piccolo anstoßen, in den Schrammsteinen und im Schmilkaer Gebiet seine „neue“ Wanderfreiheit genießen, durch den abendlichen Liebetaler Grund spazieren oder im Seifersdorfer Tal flanieren – draußen sein ist einfach schön!
Ab März ging das Klettern im kleinen Kreis für die „ausgesperrten“ Dresdner auch wieder. So wurden von den Clubmitgliedern bereits mehrere Gipfel im Bielatal und im Gebiet der Steine bestiegen.
Iris und Knut haben dann am 10. April den Winter endgültig vertrieben und sind deswegen auf den Zwiesel bei Bad Tölz gestiegen. Auf winterlichen verschneiten Wiesen sind wir gestartet und über eine sonnenbeschienene Südseite in den Frühling hinein gewandert.
Der Frühling ist da, die Gipfel warten!
Mein Dank gilt allen Clubmitgliedern, die über ihre Erlebnisse berichtet und die Fotos zur Verfügung gestellt haben. Natürlich wurden nicht alle Aktivitäten und Unternehmungen niedergeschrieben, denn dieser Bericht soll nur einen kleinen Einblick vom Clubleben der letzen fünf Monate vermitteln.
Abschließend hoffe ich, dass wir dieses Jahr noch viele gemeinsame Gipfelerfolge feiern können und ich bin mir absolut sicher, dass eine Seilschaft mehr Abstand hält, als so mancher Profifußballer beim Torjubel.
Leider habe ich gerade gelesen, dass die coronabedingten Einschränkungen in Sachsen bis zum 9. Mai verlängert wurden.
BERG HEIL und bleibt alle gesund!
Knut
16.04.2021