TC Wanderlust  1896  Dresden
 .


Blaufahrt am 9.6. bis 10.6.2018


Die Blaufahrt beginnt am Sonnabendmorgen exakt 9 Uhr unter dem Strick im Dresdner Hauptbahnhof (ein gefährlicher Treffpunkt – siehe anhängende Geschichte).
In der Einladung steht: Wir treffen uns an oben genanntem Ort und steigen in einen Zug mit unbekannter Fahrtrichtung ein. Die Wandergruppe vervollständigt sich dann später durch die Zustiege in Dobritz und Bad Schandau. Insgesamt sind wir zwölf wanderfreudige Blaufahrer. Voller Erwartung sitzen wir Unwissenden im Zug. Das genaue Ziel des Wochenendes war bis heute geheim geblieben. Nur die empfohlene Mitnahme des PA lässt auf eine grenzüberschreitende Wanderung schließen.
Unser wichtigster Mann ist der Tourenleiter. Er hat die Kasse und weiß auch, wo wir abends nächtigen werden. In Schöna verlassen wir den Zug und setzen mit der Fähre nach Hrensko (Hernskretschen) über. Elbaufwärts laufen wir ca. 1,5km bis zur Einmündung der Dürrkamnitz.

Am Beginn der Schlucht stand früher ein Gasthaus, von dem nur noch die Grundmauern stehen.
Das Gleiche gilt auch für die Mühle, an welcher wir später vorbeilaufen. Unsere Zeitzeugin Isolde berichtet, wie es früher hier aussah.
Weiter oben, mitten im Grund, steht ein Bunker der Schöberlinie. Erst dachte ich, dass unsere Geocacher einen neuen Fund lokalisiert haben und bin weitergelaufen, doch es war ein Fund der besonderen Art. 


Unser Tourenführer hatte am Vortag ein Getränkedepot angelegt. Wir bedankten uns bei ihm mit dem Wanderlustwahlspruch, der noch etwas holprig gesungen wird.
Nach der Rast setzten wir unsere Wanderung fort und steigen über einen Wurzelweg zur Hochfläche auf. Schlagartig ist es heiß! Bald erreichen wir die Pension Rimi in Labska Stran (Elbleiten). Der motorisierte Teil unserer Blaufahrt ist schon vor Ort.
Es werden die Zimmer bezogen und unsere Wasserratten springen gleich in das schöne und große Schwimmbecken. Zum Kaffeetrinken gibt es leckeren, hausgemachten Kuchen. Auch das spätere Abendessen schmeckt sehr gut. Doch vorher machen wir noch einen Spaziergang zum Belvedere.


An dieser Örtlichkeit hat die Wanderlust vor vielen Jahren (Jahrzehnten) einmal die Sonnenwende gefeiert. Als Kind war es besonders spannend, unter der aus dem Felsen gehauenen Sandstein-kuppel die Freinacht zu verbringen.
Ein kurzer, aber heftiger Regenschauer zwingt uns quasi unter das schützende Dach des Biergartens. Wie der Name schon sagt, gibt es dort auch Bier. Als wir wieder im Quartier ankommen, ist Poldi, unser ältestes Mitglied, auch schon eingetroffen.
Nach dem Abendessen führen wir einen kurzen Clubabend durch, denn es gibt immer was zu besprechen. Im Verlauf des Abends wird noch etwas gesungen und die Preise der Tombola verteilt. Gegen 22 Uhr wird das Abendmahl serviert. Die Knoblauchschnittchen verbreiten einen angenehmen Duft. Allerdings nur für jene, welche Knoblauch mögen.
Am Sonntag brechen wir nach dem Frühstück auf. Doch vorher wird noch Hansi angerufen. Er feiert heute seinen 92. Geburtstag. Eine kleine Sängergruppe versammelt sich um das Telefon
und singen „Bergfreunde, Bestürmer der Felsen“.
Dann geht es los. Wir laufen, das Tal der Dürrkamnitz kreuzend, nach Janov (Jonsdorf). Dort wollen wir uns mit den motorisierten Wanderern am Aussichtsturm neben dem Golfplatz treffen.
Das letzte Stück der Wanderung führt entlang der Straße und auf dem letzten Anstieg im Dorf wird es sehr heiß. Die Gewittertürme werden immer größer und während unserer Rast am Golfplatz regnet es auch mal kurz.
Wir Wanderer verabschieden uns gegen 13 Uhr von unseren Freunden und laufen über den gelben Weg nach Hrensko. Kurz nach dem Dorf, auf einer Hochfläche, sehen wir ein Gewitter auf uns zukommen. Unsere Hoffnung, dass es nach rechts, zum Großen Winterberg abdreht, erfüllt sich nur für einen kurzen Augenblick. Auf einmal blitzt und donnert es auch auf unserer linken Seite. Wir beschleunigen unseren Schritt und erreichen den schützenden Wald. Doch am beginnenden Abstieg ins Elbtal öffnet der Himmel seine Schleusen. Das Wasser läuft bei mir zwischen Rucksack und Rücken runter und kommt vorne bei den Sandalen wieder raus.
Der Wanderweg verwandelt sich in einen kleinen Sturzbach und das Metallgeländer fängt an zu surren. Die Idee, unter einem Überhang das Gewitter abzuwarten, verwerfen wir gleich wieder. Etwas durchfeuchtet und bei bester Stimmung erreichen wir die Elbefähre.


Dass es jetzt noch regnet, stört keinen mehr. Nach kurzem Warten steigen wir in den Zug Decin – Rumburk ein. Isolde, Iris und ich verabschieden sich in Bad Schandau, bevor die Freunde in den Zug nach Dresden umsteigen. Hier auf dem Bahnsteig ist alles trocken, doch wir sehen aus wie gerade „eingebullert“.



Ein wunderschönes und erlebnisreiches Wochenende geht nun zu Ende. Der Dank aller Teilnehmer gilt natürlich unserem Tourenleiter, der alles hervorragend organisiert hat.


Berg Heil!
Knut


Geschichten unter dem Strick in der Kuppelhalle im Dresdner Hauptbahnhof


Anfang der 50’er Jahre war „unter dem Strick“ der Treffpunkt der Dresdner Bergsteiger vor und nach ihren Wochenendfahrten in die Sächsische Schweiz.
Franz Elger stand wieder einmal zusammen mit Bergfreunden an diesem Ort und sie ließen das Wochenende ausklingen. Beim Verabschieden half man einen Bergfreund ganz besonders, seinen sehr schweren Rucksack aufzunehmen. Dieser wurde etwas stutzig und überprüfte den Inhalt seiner großen Beere (so nannte man die großen Rucksäcke).
Er fing mit schimpfen an, als er den schweren Sandstein am Grund seines Rucksacks entdeckte. Die lieben Freunde hatten ihn kurz vor dem Zusammenpacken am Felsen hineingelegt.
Der Bergfreund nahm den Sandstein und warf ihn in die Höhe. Dieser zerschellte mit einem lauten Knall auf dem Steinboden der Kuppelhalle, genau unter dem Strick. Geistesgegenwärtig schauten alle nach oben und zeigten auf die Stelle, wo der Steinschlag hergekommen sein könnte.


Die Kuppelhalle war damals grau-schwarz und man konnte nichts Genaues erkennen. Durch den Knall und das Geschrei der Bergvagabunden kamen gleich die Polizei und der Bahnhofsvorsteher gerannt. Die Kuppelhalle wurde weiträumig abgesperrt und mit einem Feldstecher wurde der vermeintliche Ort, wo sich der Stein gelöst haben sollte, abgesucht. Franz und seine Freunde zogen sich langsam aus dem Trubel zurück und verschwanden in der Menschenmenge. Wie lange die Kuppelhalle gesperrt wurde ist nicht überliefert.


Auf alle Fälle trafen sich am folgenden Wochenende die Dresdner Bergsteiger wieder an diesem gefährlichen Ort: 

heldenmutig unter‘m Strick


 
E-Mail
Infos